Startschuss für eine weitere ungewöhnliche Saison

Buyer-Panel während der Digital Fashion Week – Winter Edition

Die Modebranche startet bereits zum zweiten Mal unter besonderen Voraussetzungen in die neue Saison. Inmitten des zweiten harten Corona Lockdowns haben wir uns im Rahmen der Digital Fashion Week – Winter Edition mit Einkäufern und Experten aus den Bereichen DOB, HAKA und Wäsche zu diesen außergewöhnlichen Umständen ausgetauscht.

Ein großes Dankeschön geht an Marie Möhle (Hagemeyer) und Henning Schleemann (Stackmann) für unseren Buyers Talk – Womenswear; an Torge Thede (Ramelow), Christian Rugen (CJ Schmidt) und Andreas Weitkamp (Schnitzler) für den Buyers Talk – Menswear, sowie an Gabriele Hobmaier (Wäscheberatung), Charlott Wittorf (Modehaus Ramelow) und Melanie Schmitz-Brackmann (Hautnah Dessous) für den Buyers Talk Wäsche. Wir freuen uns, dass Sie sich die Zeit für diesen interessanten Austausch genommen haben. Moderiert wurden alle drei Gespräche von Christina Berens (Fashion Cloud).

Digitale Order, Limit-Kürzungen und Saisons-Verschiebungen:

  • Digitale Order: Während sich alle einig waren, dass die Gesundheit jedes Einzelnen vorgeht und physische Order Termine soweit wie möglich reduziert werden sollten, herrschten trotzdem unterschiedliche Aussagen bezüglich der Anteile von digital getätigten Orders. Ob diese zufriedenstellend umsetzbar ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. von der technischen Umsetzungen der Lieferanten. Einige Lieferanten haben bereits große Fortschritte in diesem Bereich gemacht, bei anderen ist es noch schwierig, anhand der vorhandenen Bilder und Renderings eine Order zu tätigen. Wichtig ist es jedoch, die Ware, wenn man sie schon nicht live sieht, zumindest getragen am Model zu sehen. Einfacher gestaltet sich die digitale Order bei verlässlicher Ware. NOS Artikel können besser eingeschätzt werden, als unbekannte Artikel sowie neue Trends, welche sich besser vor Ort entdecken lassen. Eine wichtige Rolle spielt auch die persönliche Beziehung sowie das Gespräch vor Ort miteinander. Bei einem sind sich die Einkäufer auf jeden Fall einig, unsere Branche lebt von Haptik. Letztendlich muss die Kleidung am Körper getragen werden und man muss sich darin wohl fühlen. Eine rein digitale Order kann dies jedoch nicht eindeutig sicherstellen.
  • Limit-Anpassungen: Aufgrund der niedrigeren Umsatzprognosen mussten für diese Saison auch die Limite entsprechend angepasst werden. Um dies umsetzen zu können, geben einige unserer Einkäufer an, sich auch von dem ein oder anderen Lieferanten getrennt haben zu müssen. Außerdem wurden die Vororder-Limite zum Teil zugunsten der Nachorder-Limite gekürzt. Auch die Budgets für NOS Ware mussten genau überprüft werden, denn in der derzeitigen Situation möchte keiner zu viel Ware auf Lager haben.
  • Angepasste Lieferrhythmen: Auch das ist ein Thema, das in verschiedenen Bereichen auf unterschiedliche Meinungen trifft. Während im Premium Bereich die frühen Liefertermine gebraucht werden, wurde bei der Wäsche unter anderem angemerkt, dass verspätete Liefertermine bspw. für Bademode schon lange Zeit gewünscht waren. Generell kann zusammengefasst werden, dass es Sinn macht, nicht mehr zwingend in Saisonen zu denken, sondern sich auf die richtige Warensteuerung zu konzentrieren. Sprich die richtige Ware zur richtigen Zeit und bedarfsgerechte Lieferrhythmen.

Akzente, Emotionen und Einkaufserlebnisse:

Wir hoffen, dass der stationäre Handel seine Türen sehr bald wieder öffnen darf und wenn es soweit ist, sind sich alle einig: Die Kunden werden Lust auf etwas Neues haben und der Einzelhandel muss bereit sein, ihnen das zu bieten. Bei Besuchen im Laden soll den Kunden die Möglichkeit geboten werden, den Alltagsstress zu vergessen und sie sollen die Freude am Bummeln wieder finden. Es soll auch mehr Energie in das Thema Visual Merchandising und die richtige Produktpräsentation gesteckt werden. Viele spielen mit der Idee Concept Store-Elemente zu integrieren und ihren Kunden somit nicht nur Kleidung, sondern einen Lifestyle zu verkaufen. Was die Looks angeht ist Mut angesagt. Es müssen neue Impulse gesetzt und Anreize geschaffen werden. Wenn es wieder Veranstaltungen und Anlässe geben wird, werden die Leute auch Lust haben sich wieder schön anzuziehen. Die Looks im Laden müssen also auch das widerspiegeln und die Kunden emotional abholen.

Womenswear – Loungewear und wandelbare Looks

      • Inspirationen für die neue Saison werden im Einkauf unter anderem in sozialen Netzwerken wie Instagram oder Clubhouse gesucht. Dies kann auch in Zukunft eine gute Ergänzung zu Messen und Showroom-Besuchen sein. Ein Mix aus allem wäre perfekt: auf der Messe und im Showroom verschafft man sich einen Überblick über die vorhandene Ware. Auf Social Media wird dann am Endkonsumenten selbst überprüft, was wirklich gut ankommt.
      • Der Anlassbereich musste in der letzten Saison ganz klar zurückstecken. Es wird davon ausgegangen, dass sich dies ändert, sobald wieder Veranstaltungen stattfinden können.
      • Klarer Gewinner ist und bleibt die Loungewear. Ready-to-wear, Strick und bequeme Looks beherrschen den Markt. Die Kundin sucht nach Teilen, in welchen sie sich zu Hause auf das Sofa setzen und vom Home Office aus arbeiten kann.
      • Wichtig ist es, Teile zu ordern, die wandelbar sind und in verschiedene Stile umgesetzt werden können.

Menswear – Outdoor und Oberbekleidung

      • Der Austausch fehlt, sowohl mit Kollegen und Lieferanten, als auch mit Endkonsumenten. Das ist der Teil, der sich digital am schwierigsten ersetzen lässt und daher am meisten fehlt.
      • Gewinner aus dem 2. Lockdown ware vor allem Oberbekleidungsteile. Häufig verkauft wurden Hemden, Shirts und Strickteile, ebenso Mützen und Handschuhe. Hosen wurden dagegen schlecht verkauft.
      • In der kommenden Saison sollen trotz allem auch Sakkos und ähnliches verkauft werden – die Breite wird jedoch verringert. Doch auch hier wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage mit steigender Normalität der Lage ansteigen wird.
      • Baukasten Anzüge: Die Auswahl wird erheblich verringert, dennoch soll noch eine vernünftige Auswahl vorhanden sein, wenn die Läden wieder geöffnet werden.

Underwear – Von Nachtwäsche zu Loungewear

      • Die NOS Analyse wird noch wichtiger. Fast monatlich sollte überprüft werden, ob sich tatsächlich die richtigen Teile auf der Fläche befinden und was ausgetauscht werden muss.
      • Wohlfühlen ist noch immer ein sehr wichtiges Thema. Loungewear war ein Gewinner und es wird davon ausgegangen, dass es auch noch weiterhin ein relevantes Thema bleiben wird. Es wird angenommen, dass der Loungewear Anteil in der DOB wieder abnehmen wird, die Nachfrage jedoch bleibt und dann vor allem der Wäschebereich punkten kann.
      • Die Order bewegt sich zunehmend von der Nachtwäsche weg und rüber zur Loungewear.
      • Modische Dessous haben verloren. Gewonnen haben bequeme, softe Qualitäten mit Wohlfühlfaktor.

Du möchtest mehr zu den einzelnen Bereichen erfahren und dir die kompletten Buyer Talks ansehen? Die Aufzeichnungen der einzelnen Gespräche stehen noch immer auf der Event-Plattform der Digital Fashion Week unter dem Menüpunkt “Agenda” zur Verfügung. Klicke auf die jeweiligen Agendapunkte, um dir die Aufzeichnungen anzusehen. Hier geht es zur Plattform.

P.S. Im Event findest du auch Kollektionspräsentationen von über 150 Marken. Einloggen lohnt sich also! ;-)

Zur Event Plattform

Dieser Blogartikel beruht auf den Einkäufer-Panels der Digital Fashion Week – Winter Edition:

DE Buyers Talk – Womenswear | 26.01.2021 | Speakers: Marie Möhle (Hagemeyer) und Henning Schleemann (Stackmann) | Moderation: Christina Berens (Sales, Fashion Cloud)

DE Buyers Talk – Menswear | 27.01.2021 | Speakers: Torge Thede (Ramelow), Christian Rugen (CJ Schmidt) und Andreas Weitkamp (Schnitzler) | Moderation: Christina Berens (Sales, Fashion Cloud)

DE Buyers Talk – Underwear | 28.01.2021 | Speakers: Gabriele Hobmaier (Wäscheberatung), Charlott Wittorf (Modehaus Ramelow) und Melanie Schmitz-Brackmann (Hautnah Dessous) | Moderation: Christina Berens (Sales, Fashion Cloud)