Mit "Talking Sustainability" haben wir ein neues Format entwickelt, für das wir regelmäßig Organisationen aus der Industrie und darüber hinaus einladen, über ihre Maßnahmen und Erfahrungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu berichten. Für das erste Interview konnten wir André Gizinski vom deutschen Einzelhandelsunternehmen Lengermann & Trieschman (L&T) ein paar Fragen zu den Nachhaltigkeitsbemühungen von L&T stellen.
01 - Was können die einzelnen Player der Modebranche deiner Meinung nach tun, um diese nachhaltiger zu gestalten?
Gizinski: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sich jeder der Player erstmal um den Bereich kümmert, der direkt aktiv beeinflusst werden kann – dann hätten wir schon viel gewonnen. Für uns als Händler bedeutet das z.B, dass das Thema Nachhaltigkeit mehr Aspekte betrifft, als nur die Ware auf der Fläche. Im 3-Säulen-Modell betrachten wir die ökologische, die ökonomische und die soziale Säule gleichberechtigt nebeneinander. Aus ökologischer Sicht setzen wir uns zunächst mit den Emissionen auseinander, die wir verursachen. Dazu zählt unser Verbrauch an Ressourcen wie Strom und Gas. Wenn wir das im Griff haben, können wir den nächsten Schritt gehen und gemeinsam mit unseren Handelspartnern daran arbeiten u.a. die Lieferkette möglichst ökologisch und nachhaltig zu gestalten. Denkt man jedoch an den Endverbraucher, dann steht hier ganz klar die Kennzeichnung von nachhaltig produzierter Ware im Vordergrund und damit für uns die Frage, wie wir das auf der Fläche darstellen. Da es aktuell aber noch keinen transparenten Prozess dafür in der Modebranche gibt, ist dies auch eine der großen Herausforderungen unserer Branche.
02 - Welche konkreten Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen führt ihr bei L&T durch?
Gizinski: Wir haben in den letzten Jahren bereits viele Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit durchgeführt, jedoch war das gesamte Wissen darüber dezentral gelagert, was auch die Messbarkeit unserer Bemühungen erschwerte. Mit der Erstellung unseres 1. Nachhaltigkeitsberichts inklusive der Ermittlung unseres CO²-Footprints haben wir eine Basis geschaffen, mit der wir uns messbar weiterentwickeln und weitere Maßnahmen ableiten können. Unser übergeordnetes Ziel ist natürlich, klimaneutral zu werden – aber was bedeutet das eigentlich genau? Es kann ja nicht zielführend sein, weiterhin so viele Emissionen auszustoßen wie bisher und das einfach über den Kauf von Zertifikaten zu kompensieren. Vielmehr ist es unser Bestreben, unseren CO²-Ausstoß zu verringern, indem wir Ressourcen sparen und Prozesse optimieren. Und das machen wir im Konkreten dann z.B. über die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, über den Umstieg auf energiesparende LED Beleuchtung oder die Entscheidung für eine optimierte Temperatursteuerung im Unternehmen, z.B. 19 statt 22 Grad im Winter bzw. 24 statt 22 Grad im Sommer.
03 - Was motiviert dich persönlich, Nachhaltigkeit bei L&T voranzutreiben?
Gizinski: Viele von uns in der Führungsebene haben kleine Kinder und das führt automatisch zu der Überlegung: "Was passiert gerade in der Umwelt und wie kann ich das, was wir haben, entsprechend erhalten und schützen? Wie können wir eine Zukunft gestalten, die für alle Generationen gerecht ist?" Aus ökologischer Sicht ist dies sicherlich die Hauptfrage. Bei L&T beschäftigen wir uns seit mehr als zwölf Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wir haben uns zunächst auf ökonomischer Ebene damit beschäftigt und uns gefragt: "Wie schaffen wir es, unseren Ressourcenverbrauch zu reduzieren und damit nicht nur der Umwelt etwas Gutes zu tun, sondern auch weniger dafür zu bezahlen? Lustigerweise befinden wir uns heute an einem Punkt, an dem genau das wieder wichtig wird. Denn es geht nicht nur darum zu sagen: "Wir müssen den Ressourcenverbrauch für die Umwelt reduzieren". Wir müssen auch Ressourcen einsparen, um erfolgreich wirtschaften zu können, und das gilt im beruflichen wie im privaten Bereich.
w/ André Gizinski - Leiter der Geschäftsentwicklung, L&T